ADOM steht im Hebräischen für „Rot“. DAM – Blut, ADAM – der erste Mensch und ADAMA – Erde. Alle Begriffe haben eine starke Verbindung, die sich in einem choreografisch dichten, hoch musikalischen Duett entwickeln. Zwei feingliedrige Körper in einem Netz aus komplexen Bewegungsfiguren. Die Körper streben nach dem aufrechten Gang, straucheln, wanken, den Absturz ins Bodenlose vor Augen. Ihre Bewegungen finden Fortsetzung im Körper der Anderen, sie sind einander Stütze und Fortbewegung. Eine helfende Hand ist so immer auch ein körperliches Abhängigkeitsverhältnis. So entwickelt sich der Tanz zu erwünschten und unerwünschten Abhängigkeitsverhältnissen.
„ADOM war zunächst eine Skizze, die sich von Vorstellung zu Vorstellung weiterentwickelte. Es kristallisierte sich eine spezifische Bewegungsqualität der zwei Körper zueinander und zum Boden heraus. ADOM MODULATIONS ist eine Revision der ursprünglichen Fragen und ermöglicht mir zugleich an sie anzuknüpfen und weiter zu entwickeln.“
Überarbeitet 2018. Musik: Fredrik Olofsson.
Choreografie: Zufit Simon
Tanz: Brit Rodemund (2012), Ulrike Etzold (2013), Lois Alexander (2018), Zufit Simon
Musik: NACKT, Robert Merdžo // in der Überarbeitung 2018: Fredrik Olofsson
Licht: Dietrich Oberländer
Produktion: artblauTanzwerkstatt
Eine artblau Produktion.
Vollständiges Video: https://vimeo.com/1045662589
Da ist Simons »Adom Modulations« viel zugänglicher, aber nicht weniger faszinierend. Ein Kreaturen- und Zeichen-Ballett scheinbar schlafschwerer anmutiger Glieder, bei dem sich die Bewegungen zweier Tänzerinnen mühelos synchronisieren oder sich ihre beiden Körper mit den Köpfen oder Knien voran ineinander verhaken, bis ein unbekannter dritter entsteht: Dunkle Hieroglyphen oder seltene Vielfüßler im schwarz verhüllten Raum. Der Boden wird dabei nie verlassen. Es ist evolutionsbiologisch die Zeit vor dem aufrechten Gang, die Zeit der Amöbe, der Flossen- oder Schlangenbewegungen und des Seitwärtsrobbens als Was-auch-immer. Man sieht weiche Wellen und hart phrasierte Sequenzen, die von offenbar hochmotorisierten Sitzhöckern, in den Boden gerammten Zehen oder nach oben geworfenen Armen ausgehen. Aber auch brettharte, auf Kante gestellte Wäscheklammern und stummes Staunen über das Dasein. Denn immer wieder heben Simon und Alexander die Köpfe und beschauen die Situation, in der sie gerade sind. Zwischen Kreatur und Kultur so viel fluide Präzision, witziger Ernst und schöne Melancholie!
Münchner Feuilleton, Sabine Leucht, 15. Januar 2019
Weitere Zitate
Zeitgenössischer Tanz: Jedes Ich hat seinen Raum
Doppelpack: Simon und Purucker im Schwere Reiter(… ) Micha Purucker lässt an diesem Abend Zufit Simon den Vortritt für ihr Erfolgsduett „Adom Modulations“, mit dem sie in den zwölf Jahren seit seiner Uraufführung rund 30 Gastspiele absolvierte. Jetzt erstrahlen ihre „Rot-Modulationen“, denn „adom“ ist das hebräische Wort für „Rot“, in neuem, diffusen Licht, vor allem aber irisierend, mal knisternd, mal pumpernd, mal puckernd, neu getaktet von Fredrik Olofsson. Auch Simons Partnerin ist neu.
Eva-Elisabeth Fischer, 2018
Selbstbespiegelungen zu zweit, aber auch ganz allein
„Adom“, ausgesprochen wie „Adam“ (die hebräische Schrift kennt ja keine Vokale), bedeutet „Mensch“. Und der Mensch aus Fleisch und Blut ist in der Sprache der Bibel ein Mann, aber bei Zufit Simon zum weiblichen Doppelwesen verschweißt. Simon selbst liegt ausgestreckt auf dem Boden, in immer neuen Variationen verschränkt mit der dunkelhäutigen Lois Alexander – Yin und Yang in ununterbrochener molluskengleicher Bewegung. Zwei in eins gewinnen, zwar immer noch aufeinander als Stützen angewiesen, allmählich an Selbständigkeit in vollendeter Synchronität, bis sie sich am Ende hochgearbeitet haben zu individuellen Persönlichkeiten, deren Einzigartigkeit sich ausschließlich durch die tänzerische Bewegung manifestiert.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/zeitgenoessischer-tanz-jedes-ich-hat-seinen-raum-1.4256521
Vergangene Veranstaltungen
- 15 – 16 Dez 2018 double bill, Schwere Reiter, München
- 24 März 2018 Theaterhaus, Jena
- 16 – 17 März 2018 LOT-Theater, Braunschweig
- 27 – 28 Sep 2013 side.kicks, Schwere Reiter, München
- 9 Okt 2012 Nowy Sacz, Polen
- 5 – 7 Okt 2012 Bytom, Polen
Support
Gefördert mit Mitteln des Landes Niedersachsen und tanznacht Berlin.