make thought dance
Ein Rechercheprojekt von Zufit Simon
Der Text „58 Indizien über den Körper“ des französischen Philosophen Jean-Luc Nancy ist eine Liste von teils widersprüchlichen, kurzen Bemerkungen über den menschlichen Körper. Die Choreografin Zufit Simon lässt sich gemeinsam mit den beiden Darsteller*innen Clarissa Rêgo und Cary Shiu, die jeweils sehr diverse Körperlichkeiten mitbringen, von dessen Gedanken für ihre Bewegungsrecherche inspirieren.
„Warum eher Indizien als Charaktere, Zeichen, unterscheidbare Merkmale? Weil der Körper entwischt, nie gesichert ist, sich verdächtigen, aber nicht identifizieren lässt. (…) Wir haben nur Hinweise, Spuren, Abdrücke, Fußstapfen.“ Die analytische Herangehensweise des Denkens verflüssigt sich im tänzerischen Übersetzen – wird so konkret wie flüchtig. „Ein Körper ist ein Unterschied. Da er Unterschied zu allen anderen Körpern ist […], hört der Körper niemals auf, sich zu unterscheiden. Er unterscheidet sich auch von sich.“ Und doch ist der Körper immer in Beziehung zu denken – es ist immer ein Mit-Sein mit anderen.
Konzept, Künstlerische Leitung: Zufit Simon
Tanz, Choreografie: Lois Alexander (2019) / Cary Shiu (2021), Clarissa Rêgo, Zufit Simon
Musik: Fredrik Olofsson
Licht: JOM
Kostüm: Valentina Primavera
Produktionsleitung: Dietrich Oberländer
Pressearbeit: Beate Zeller
Produktion: artblau Tanzwerkstatt
Vollständiges Video: https://vimeo.com/1070330630
Privat. Bitte fragen Sie nach dem Code!
(…) „Nancys Definition von Denken als „Geste und Erfahrung“, die ihn zum Lieblingsphilosophen des zeitgenössischen Tanzes gemacht hat, scheint für die in Israel geborene Choreografin geschrieben, deren ältere Arbeiten oft so stur wie gewitzt in die Räume zwischen Bewegung, Denken und Gefühl vorstießen und konstruktive semantische Verwirrung stifteten. (…) Die besten Passagen bewirken momentweise Wahrnehmungsverschiebungen zwischen dem Körper, der hier ein Muttermal, dort Speckröllchen hat und sich, wie Nancy sagt, von allen anderen Körpern unterscheidet – sogar von sich selbst – und als quasi neutrales Zeichen. Etwas irritierend Drittes gelingt Lois Alexander, die in der Vorbeuge ihre Schultern kreisen lässt, bis man diese förmlich denken, zweifeln, zwinkern sieht.“ (…)
Sabine Leucht, Süddeutsche Zeitung, 2019
Weitere Zitate
(…) Es ist ein gewagter choreografischer Drahtseilakt, geprägt von klaren Linien und sich wiederholenden gestischen Formen. In seiner nackten Anmutung geradezu mathematisch genau ausgeführt im Überlappungsbereich der künstlerischen Ausdrucksformen Kunst und Tanz. (…) Bewegte Anatomie im Raum, die sogar zu verzaubern vermag. (…)
Vesna Mlakar, Abendzeitung, 2019
Vergangene Veranstaltungen
- 14 – 15 März 2025 Schwere Reiter, München
- 27 – 28 Sep 2022 Uferstudios, Berlin
- 10 Mai 2022 antistatic festival, Toplocentrala, Sofia
- 1 – 2 Okt 2021 Schwere Reiter, München
- Feb 2021 Filmadaption in Zusammenarbeit mit Tanzforum Berlin & Uferstudios Berlin
- 1 – 3 Okt 2020 LOT-Theater, Braunschweig
- 20 – 22 Juni 2019 Uraufführung: Schwere Reiter, München
Support
Eine Produktion von Zufit Simon und artblau Tanzwerkstatt. Die Uraufführung 2019 wurde gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und aus Mitteln des Landes Niedersachsen, Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die Wiederaufnahme 2025 ist gefördert durch das Kulturreferat der LH München, unterstützt von dock 11 und ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Zufit Simon ist Mitglied von Tanztendenz München e.V.